Liebe Leser,

Ich freue mich, das viele Interessierte dieses Bautagebuch rund um den Neubau unserer Feuerwache lesen, um sich über den Baufortschritt zu informieren. Da zu unserem Neubau in den letzten Tagen auch in der Zeitung berichtet wurde, möchte ich gerne mit einem Eintrag ins Tagebuch versuchen, den Lesern Informationen zum Thema Notstromversorgung bereitzustellen.

Wie ist die Stromversorgung einer Feuerwache aufgebaut?

Alle Gebäude sind über den sogenannten Hausanschluss an das Stromnetz angeschlossen. Von diesem zentralen Punkt im Hausanschlussraum wird der Strom im Gebäude an alle Verbraucher verteilt.

Dies ist auch bei unserer neuen Feuerwache der Fall. Wenn allerdings eine Störung im Stromnetz auftritt, kann es zu einem Stromausfall kommen. In diesem Fall fallen sämtliche elektrischen Verbraucher in dem Gebäude aus. In einem Privathaushalt ist dies in der Regel nicht weiter kritisch. Bei einer Feuerwache aber schon. Daher sind die allerwichtigsten Verbraucher (z. B. eine Notbeleuchtung im Gebäude, Funkgeräte, die Sirene, EDV, Schließsystem, Einbruchmeldeanlage und Telefonanlage) an eine sogenannte „unterbrechungsfreie Stromversorgung“ (USV) angeschlossen. Diese ist vereinfacht gesagt eine große Batterie, die einen kurzzeitigen (max. ca. 30 Minuten) Stromausfall abfangen soll.

In dieser Zeit ist die Feuerwache dann also nur sehr eingeschränkt, mit den allerwichtigsten Funktionen Einsatzbereit. Sämtliche Verbraucher wie z. B. die Heizung, Lüftung, Tore, Küchen, Werkstätten, Druckluftversorgung u. v. m. sind nicht mehr im Betrieb.

Was ist eine NEA?

Nun soll eine Feuerwache aber auch bei einem Stromausfall, der länger andauert (mehrere Stunden oder sogar Tage), weiterhin voll einsatzbereit sein. Daher ist für neue Feuerwachen wie die unsrige vorgeschrieben, dass sie über eine sogenannte Netz-Ersatz-Anlage (NEA) verfügen muss. Dies ist normalerweise ein Dieselmotor, an den ein Generator angeschlossen ist. Bei einem Ausfall der regulären Stromzufuhr zum Gebäude wird dieser automatisch gestartet und versorgt bis zum Ende des Stromausfalls das Gebäude.

Wie ist die NEA unserer Feuerwache geplant?

Im Fall unserer neuen Wache wurde auf einen fest im Gebäude eingebauten Notstromgenerator verzichtet. Grund für diese Überlegung war, dass die Installation eines stationären Notstromaggregats sehr aufwändig und damit auch sehr teuer gewesen wäre. Insbesondere die Themen Schalldämmung, Abluft und Zuluft wären nur mit erheblichem Aufwand realisierbar gewesen.

Stattdessen wurde ein Einspeisepunkt vorgesehen, an dem von einem externen Notstromgenerator elektrische Energie in das Gebäude eingespeist werden kann.

Dies bedeutet auf den ersten Blick Nachteile, auf den zweiten aber auch viele Vorteile: Das mobile Notstromaggregat muss bei einem Stromausfall innerhalb der oben beschriebenen 30 Minuten an das Gebäude gefahren werden und in Betrieb genommen werden. Dies kann durch die Kameraden der Feuerwehr Raisdorf ohne weiteres sichergestellt werden.

Vorteile bietet ein mobiles Aggregat in dem Fall, wenn gerade kein flächendeckender Stromausfall vorherrscht: Im Gegensatz zu einem fest eingebauten Notstromgenerator, der nur die Wache versorgen kann, kann es dann auch anderenorts bei Feuerwehreinsätzen Strom erzeugen. Hier sind viele Szenarien denkbar, beispielsweise können nachts Einsatzstellen ausgeleuchtet werden, Sammelplätze bei größeren Schadenslagen mit Strom versorgt werden u. v. m. Und natürlich der Vorteil der nicht so aufwändigen Installation im Gebäude: Ein mobiles Notstromaggregat kostet in der Anschaffung etwa die Hälfte einer stationären Anlage.

Wie muss eine NEA dimensioniert werden?

Die NEA (intern oder extern) soll in der Lage sein, die gesamte Feuerwache bei einem lang anhaltendem Stromausfall sicher so zu versorgen, das ein vollumfänglicher Einsatzbetrieb der Feuerwehr gewährleistet ist. Weiterhin ist davon auszugehen, da bei einem flächendeckenden, langanhaltendem Stromausfall die Feuerwache über den normalen Einsatzbetrieb hinaus auch als Anlaufstelle für die Bevölkerung dient. D. h. das sich bis zu ca. 100 Bürger in der Wache aufhalten und versorgt werden können.

Für die Elektroplanung unserer neuen Wache wurde ein Ingenieurbüro beauftragt, welches auch die sogenannte Einspeiseleistung, welche am vorgesehenen Einspeisepunkt bereitzustellen ist, berechnet hat. Beim Aussuchen des eigentlichen Aggregats ist folgendes zu beachten: Nach den anerkannten Regeln der Technik betreibt man einen Motor und den angeschlossenen Generator bei etwa 80% der maximalen Nennleistung, um Schäden vorzubeugen und einen dauerhaften Betrieb zu gewährleisten. Das heißt also, dass die Generatorleistung etwa 120% der Einspeiseleistung entsprechen sollte.

Was ist mit den schon vorhandenen Notstromaggregaten auf den Feuerwehrfahrzeugen?

Auf den Fahrzeugen sind benzinbetriebene Stromerzeuger mit einer Leistung von 6 KVA oder 8KVA vorhanden. Diese dienen dazu, an der Einsatzstelle Strom für elektrische Geräte der Feuerwehr zu erzeugen. Z. b. werden mit diesen Stromerzeugern die hydraulischen Pumpen der Rettungsscheren und Spreizer versorgt, die bei Verkehrsunfällen auf der Landstraße zur Rettung eingeklemmter Personen benötigt werden. Mit einem Stromerzeuger kann man gleichzeitig etwa Schere, Spreizer, einen Lichtmast mit zwei Strahlern und eine Säbelsäge betreiben. Diese Aggregate sind als NEA für die Stromversorgung einer ganzen Feuerwache ungeeignet. Wären sie geeignet, würden sie darüber hinaus dann bei den Einsätzen vor Ort fehlen.

Was ist der Unterschied zwischen KW und KVA?

Der Hauptunterschied dieser zwei Maßeinheiten ist der Leistungsfaktor. KW (Kilowatt) ist die Einheit der tatsächlichen Wattleistung (Wirkleistung), während KVA (Kilo Volt-Ampere) die Einheit der Scheinleistung ist (tatsächliche Wattleistung + Leistungsfaktor). Der Leistungsfaktor (Cosinius Phi) kann mit 0,8 angenommen werden. Der 6 KVA Stromerzeuger auf einem Fahrzeug kann folglich eine (Wirkleistung) von 4800 Watt bereitstellen.

Etwas anderes ist die vielen eher bekannte Einheit kWh (Kilowattstunde). Sie beschreibt keine Leistung, sondern die elektrische Arbeit, oder umgangssprachlich den „Stromverbrauch“.

Ich hoffe, mit diesen Ausführungen im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig mehr „Licht“ in dieses komplexe Thema zu bringen, denn wichtig ist doch am Ende, das zumindest bei der Feuerwehr das Licht nicht ausgeht.

Grüße,

Lars Schell