Raus aus den Betten, und zwar schnell!
Buchstabe „Y“ auf dem digitalen Meldeempfänger – das bedeutet: Menschenleben in Gefahr! Am Sonntag, 15. Dezember 2019, dem dritten Advent, wurden wir um 06:57 Uhr zusammen mit der FF Rastorf zu einem Verkehrsunfall alarmiert, welcher sich auf der L 211 zwischen Rastorfer Kreuz und Schlesen zugetragen hatte. Dort hatte sich aus ungeklärter Ursache ein PKW überschlagen und war im Straßengraben gelandet. Eine Person war eingeklemmt, konnte jedoch von unseren Rastorfer Kameraden schnell befreit und an den Rettungsdienst übergeben werden. Unser Eingreifen war daher nicht erforderlich und wir konnten wieder einrücken. Wir verabschiedeten uns kurz vor 08:00 Uhr mit dem alten Feuerwehrgruß „Bis später!“ voneinander – und diesmal sollten wir damit Recht behalten (Fortsetzung folgt, siehe nachfolgend Teil 2).
„Wilfried“ wirbelt den Tag durcheinander
Jahrelang war alles gut gegangen. In vorweihnachtlicher Stimmung versammelten wir uns immer traditionell im Feuerwehrhaus zu unserem Adventskaffee. Es war ruhig und es gab keine Einsätze. Und der Nikolaus traf immer auf brave Kinder der Feuerwehrkameraden. Doch 2019 war alles anders! Das ging schon einmal damit los, dass wir derzeit kein Feuerwehrhaus haben. Also traf sich der Festausschuss an diesem dritten Advent 2019 am frühen Nachmittag in der DRK-Seniorentagesstätte am Dorfplatz, um den Adventskaffee vorzubereiten. Sturmtief „Wilfried“ hatte zu diesem Zeitpunkt Schleswig-Holstein bereits fest im Griff und es stürmte heftig. Es kam, wie es kommen musste: Eine halbe Stunde vor Beginn des Adventskaffees gingen nach dem morgendlichen Einsatz (siehe Teil 1 oben) erneut unsere Melder. Wir wurden zum ersten Sturmeinsatz des Tages gerufen. An einem großen Gebäudekomplex in der Dieselstraße im Ostseepark hatten sich Teile der Dachverkleidung gelöst; einige waren sogar bereits heruntergefallen.
Vor Ort angekommen sperrten wir zunächst einmal die Dieselstraße an der Ecke Mergenthaler Straße und in Höhe des Schnellrestaurants, um jegliche Gefährdung von Personen durch herabfallende Dachteile auszuschließen. Dann kam unsere Drehleiter zum Einsatz. In mühevoller Arbeit gelang es uns, die noch vorhandene Dachverkleidung zu befestigen und zu sichern. Ein auf der Drehleiter eingesetzter Kamerad meinte danach, durch seinen Einsatz sei „eine Katastrophe von Schwentinental abgewendet worden“. Das lassen wir hier mal unkommentiert. Auf jeden Fall war es dort oben im Korb der Drehleiter bei dem Sturm sehr ungemütlich und kalt. Zwischenzeitlich wurden andere Kameraden auch noch zu einem anderen Sturmeinsatz gerufen: In der Straße „Zur Schwentine“ war ein Baum auf die Fahrbahn geweht worden. Dieser wurde von uns mit Motorsägen zerkleinert und zur Seite geschafft.
Nicht alle Raisdorfer Kinder sind brav!
Nun war es schon kurz vor 16:00 Uhr. Karl-Heinz Hass, unser „Elder Statesman“ aus dem Festausschuss, hatte zwischenzeitlich auf allen Einsatzfahrzeugen angerufen und vorgeschlagen, dass alle beteiligten Einsatzkräfte zum Adventskaffee ins DRK-Seniorenheim kommen mögen, um sich mit Kaffee und Kuchen zu stärken. Dort herrschte mittlerweile erhebliche Unruhe unter den vielen Kindern, welche mit ihren Eltern oder Großeltern unruhig auf den Nikolaus warteten. Dieser hatte es bei dem schweren Sturm schwer, durch den dunklen Preetzer Klosterforst zu kommen! Merkwürdigerweise passte aber alles zeitlich exakt zusammen: Kaum hatten sich die Kameraden mit Kaffee und Kuchen versorgt, betrat auch der Nikolaus mit seinem dicken Sack voller Geschenke den Raum.
Was er dann erlebte, schlug dem Fass jedoch den Boden aus. Auf seine Frage an die Kinder, ob diese im vergangenen denn auch brav gewesen seien, antworteten einige mit einem deutlichen vernehmbaren „Nein!“. Es reichte wohl an diesem Tage noch nicht, dass wir zwei Einsätze hatten, sich der Nikolaus mühsam durch den Wald kämpfen musste und unser Adventskaffee dadurch „ins Rutschen“ kam. Zunächst musste der Nikolaus die Kinder daher erst einmal zurechtweisen (Foto). Geschenke gab es dann trotzdem – aber im kommenden Jahr wird der Nikolaus wohl wieder seine Rute mit sich führen, welche er im guten Glauben an brave Feuerwehrkinder in Raisdorf dieses Mal erneut in seinem Schlitten gelassen hatte.
Gunnar Gradert – Pressesprecher